Samstag, 8 Uhr. Wir haben die Morgenfähre auf die Südinsel gebucht. Auf dem Weg zum Fährterminal fuhren wir noch durch eine Alkoholkontrolle. Andy hat sie einwandfrei bestanden. Die Fährfahrt dauerte gute drei Stunden und ging ziemlich schnell rum.

In Picton steuerten wir erst einmal einen Supermarkt an. Einkaufen. Dann ging es vollbepackt zum nächsten Campingplatz. Die Smith Farm. Mhhh…zum Empfang gab es selbstgemachte warme frischgebackene Bananen-Muffins. Und Tierfutter für  Schafe, Hasen, Ziegen und Hühner. Wir fühlten uns auf Anhieb gut aufgehoben und wohl. Abends gab es noch eine kleine Wanderung zu einem  Wasserfall ganz in der Nähe. Außerdem konnten wir hier auch wieder viele Glühwürmer sehen. Magisch, wenn dich ringsherum bei Eintritt der Dunkelheit immer mehr grüne kleine Lichtlein anfunkeln.

Den nächsten Tag verbrachten wir gemütlich mit Nichts-tun. Chillertaaaaag. Wir brauchen mal wieder eine kurze Pause. Es war herrlich.

So nun aber genug gefaulenzt. Aufbruch zu den Marlborough Sounds. Leider regnete es und das schlägt gewaltig auf die Stimmung. Niemand will schlechtes Wetter im Urlaub, aber auf Weltreise kommst du da hin und wieder nicht drum rum. Wir suchten uns ein Plätzchen direkt am Wasser und ließen den Nachmittag und Abend Regenfrei ausklingen.

„Ein kurzes Stück aber nur!“ „Ja, ein bisschen. So vier Stunden, ok?“ „VIER Stunden?!“ „Ja, sind nur 13 Kilometer.“ „Na, gut. Aber morgen machen wir wieder nix!“ „Ok.“
So lief in etwa unser Gespräch an diesem Morgen ab. Der Queen Charlotte Track ist insgesamt etwas mehr als 70 Kilometer lang. Du kannst ihn in drei bis vier Tagen laufen. Das wollte ich definitiv nicht! Wir suchten uns ein Leni-freundliches Stück aus und liefen 13 Kilometer in vier Stunden. Es war ein schöner Weg entlang den Klippen im Wald. Die Aussicht auf den Marlborough Sound war wirklich traumhaft.

Spätnachmittags fuhren wir nach Nelson. Dort gibt es eine Kite-Schule bzw. mehrere und wir möchten unsere Kite Skills weiter verbessern. Wir haben vor in Nelson etwas länger zu bleiben. THE BROOK VALLEY HOLIDAY PARK. Der Campingplatz ist sauber und im Budget. Außerdem brauche ich mal eine Pause. Reisepause. Seit drei Wochen sind wir mit unserem Albert unterwegs und schlafen meistens jede Nacht woanders. Das ist prinzipiell kein Problem, aber jetzt habe ich das Gefühl, ich brauch mal Ruhe. Muss nichts ansehen und unternehmen. Auf den Philippinen hatten wir mehr so Tage. Hier in Neuseeland ist der Road-Trip anders. Es ist so schön mit seinem kleinen Zuhause unterwegs zu sein und dort hin zu fahren wo wir wollen, wo es uns gefällt. Absolute Freiheit. Doch brauche ich nicht jeden Tag Programm. Es ist auch schön, wenn wir mal Pause machen und Zeit zum durchatmen haben. Das Erlebte verarbeiten können. Sacken lassen. Als Erinnerung speichern.

Puh. Der Campingplatz ist zwar sauber und im Budget, aber leider auch das Zuhause von sehr vielen Sandfliegen. Kleinen schwarzen Fliegen, die sich in der Nähe von Frischwasser aufhalten und genussvoll zubeißen. Gemeine Biester.
So auschecken der Kite-Schule. Wir fuhren zu einer Privatadresse. Sind wir hier richtig? Andy telefonierte kurz mit Warren und ja wir sind richtig. Er und Wiebke haben eine mobile Kite-Schule. „Kitescool“. Cool. Wir plauderten etwas und schwuppdiewupp waren wir für den Nachmittagskurs angemeldet. Jetzt habe ich auch wieder richtig Lust auf Nasenspülungen, blaue Flecken und endlich mal ein Erfolgserlebnis!
Ein bisschen kiten ging, dann ließ uns der Wind im Stich. Naja, hilft nichts. Ohne Wind geht nix! Trotzdem war der Tag einfach super. Es hat Spaß gemacht. Ob es morgen gleich weiter geht hängt vom Wetter ab.

Nächster Tag. Kein Wind. Kein kiten. Dafür ging es nach einem gemütlichen Vormittag in das Städtchen Nelson. Ein sehr schöner Ortskern mit vielen Geschäften. Andy war dann auch beim Friseur. In „Stormy´s Man Cave“. Sehr cooler Laden, nur für Männer. Mit dementsprechender Ausstattung. Billardtisch im Eingangsbereich. Comic-Poster an der Wand. Hauptsächlich männliche Friseure. Barhocker, Kühlschrank mit kühlem Bier, richtig alten Leder-Barber-Friseurstühlen. Schwarz-Weiß gefliestem Fußboden. Fußballtrikots mit Unterschriften von Pele, Maradona und Co an der Wand. Chillige Musik. Hier fühlt sich der Mann wohl. Nach seinem Friseurbesuch sieht er wie ein komplett anderer Mensch aus.

Neuer Tag. Neuer Versuch.
Kiten. Ja. Nein. Vielleicht. Der Wind lässt auf sich warten. Nach einem längeren Frühstück machten wir uns zum Strand auf und warteten auf die Kite-Schule. Und auf den Wind. Es machte keinen Sinn, der Wind war zu wenig. Schade.

Der Wind kommt erst wieder ab Montag. Also: Zwangspause!

Abel Tasman

Mhhh so richtig Lust haben wir nicht.
Wir fuhren los und entschieden uns für einen Freedom Campingplatz an der Golden Bay. Der Tag verlief insgesamt sehr ruhig ab, da wir meist mit fahren beschäftigt waren.

Wharariki Beach. 8 Uhr morgens. Mit Picknickdecke und Müsli ging es über Schafweiden, grüne Wiesen, einem Waldstückchen und Dünen zum schönsten Strand den ich je sehen durfte.
Wir waren mit einem Wellenreiter allein und es war wieder einmal einer DIESER Weltreise-Momente! Einfach unvergesslich. Überzeug dich selbst!

Weiter ging es zum Abel Tasman Nationalpark. Andy lief einen Track. Leni liegt am Strand. Keine Lust auf Wandern. Obwohl Andys Bilder schon schön aussehen oder?

Wir sind seit Oktober bzw. auch schon vor der Weltreise kaum getrennt gewesen. Verbringen jeden Tag in der Woche 24 Stunden zusammen. Außer ein paar Zickereien, vorwiegend beim Autofahren gibt es keine Beziehungsprobleme zwischen uns. Hand in Hand einmal um den Globus. Selten bis gar nicht, dass einer von uns Zeit für sich beantragt. Heute war ich allein am Strand und Andy ging wandern. Doch es war ein komisches Gefühl nicht zusammen zu sein. Denn auch in Andys Anwesenheit kann ich für mich sein. Es wird komisch werden, wenn wir wieder zurück sind und jeder wieder seinem Beruf nachgehen wird. Aber wer will schon an die Rückkehr denken.
Für die Nacht gab es wieder einen kostenlosen Campingplatz an einem Flusslauf in der Nähe von Tanaka. Wahnsinn. Hier war absolute Festivalstimmung. Junge Menschen die sich zu größeren Gruppen formierten und bis spät in die Nacht feierten. Da waren wir alten Hasen raus.

Wir packten früh zusammen und fühlten uns wie auf der Flucht. Bloß weg hier. Das Frühstück gab es später an einem netten Fleckchen direkt an einer Bucht.
Unser Weg führte uns zurück nach Nelson.
Davor machten wir noch einen Stopp am Weingut „Seifried“. Wine-Tasting. Einem österreichisches Weingut in Neuseeland. Das älteste und größte in dieser Region. Wir nahmen uns noch zwei Flaschen mit. Sicher ist sicher. Ansonsten beschäftigten wir uns heute mit Alltags-Kram. Einkaufen. Wäsche waschen. Reiseberichte schreiben. Kochen. Hoffen, dass es morgen super Wind gibt. Wir wollen endlich kiten!

Uuuuuuuuund – Super Wind!
Kiten! Oleeee…
Klappt schon viiiiel besser. Es war ein anstrengender und schöner Tag im Wasser. Morgen gleich wieder!

Kiten. Yes!
Wir buchten Privatstunden, da uns das mehr bringt als in der Gruppe. Jeder von uns hat sein Equipment und einen gemeinsamen Instructor.
Andy ist schon ziemlich gut unterwegs. Er versucht sich schon am Wenden fahren. Ich hingegen bin mal Strecke gefahren. Es war ein mega cooler Tag!
Leider hab ich mir bei einem Sturz den Fuß leicht verknackst. Abends wurde er auch dicker und ein wenig blau. Ob das morgen zum kiten wieder gut ist?

Das hat sich eh erledigt heute – Regen. Sturm. Kein kiten. Blogarbeit.

Aufgrund des gestrigen Sturms wurde von der Stadt der Wassersport und auch das Schwimmen untersagt. Es gibt bei Stürmen meist das Problem mit dem Abwasser und somit war die Bucht und unser Kite-Spot etwas verunreinigt.
Mist. Jetzt wo wir nen Lauf hätten. Aber was soll man machen.
Wir fuhren in die Richmond Mall. Es gab Lunch bei Sprig & Fern und einen Stadtbummel in Nelson. Außerdem Blogarbeit und Hawaii-Recherchen.

Warten auf Wind.
Nix geworden.

Warten auf Wind. Wiedermal.
Nix geworden. Das zerrt etwas an den Nerven. Du hast Lust, bist heiß drauf und dann geht nichts.

Wind ja oder nein?!
Die Tage vergingen und wir standen nicht 1x auf dem Board oder haben einen Kite in der Hand halten dürfen. Der Wind lässt weiter auf sich warten.

Heute war Superbowl. Andy war ab Mittag beschäftigt und ich hatte etwas Zeit für mich. Ich machte mein Yoga Programm, las ein bisschen und kruschelte im Albert rum. Danach gesellte ich mich zu Andy. Wir haben beschlossen morgen definitiv weiter zu fahren.
Aber erst KITEN.
Wahnsinn Andy steigert sich von Mal zu Mal und braucht eigentlich keine Stunden mehr. Ich hingegen bekam gar nichts mehr auf die Reihe. Kam nicht aus dem Wasser. Der Wind war nicht konstant und ich hatte mit meinem Kite zu kämpfen. Ich fluchte ununterbrochen auf bayrisch vor mich hin. Gut, dass mich da kaum einer versteht. Ich war frustriert und dann war auch noch von jetzt auf gleich der Wind weg! Na komm, dann Scheiß drauf.
Andy war super euphorisch bei seinen heutigen Erfolgen und ich grantig und frustriert. Tolle Kombi. Blöder Kite. Blöder Wind. Blöder Wasserstart. Blödes Kite-Surfen.

Heute wollten wir weiter fahren. WOLLTEN. Denn, wir fahren nicht weiter.
Sondern wir bzw. ich versuch ein ALLER LETZTES MAL hier in Nelson zu kiten.
Und siehe dar. Es hat sich gelohnt! Geiler Kite Tag. Ich hatte Lena als Instructor an meiner Seite und konnte wieder gezielt rechts und links fahren. Nicht jedes Mal, aber schon sehr oft.
Das Gefühl von Erfolg brauchte ich nach dem gestrigen Tag. Jetzt kann ich weitermachen und das Kite-Surfen ist doch nicht so blöd. Im Gegenteil.
Danke an Kitescool.nz.com es hat unheimlich viel Spaß mit euch gemacht!